Es hat uns nicht fortgeweht, aber der Wind hat in der Nacht tatsächlich nochmal etwas zugenommen. Dafür hatten wir heute Morgen – das erste Mal seit wir in Dänemark sind – richtig blauen Himmel und Sonnenschein. So macht das Aufstehen Spass.
Als erstes steuerten wir den kleinen Hafen von Stenbjerg an. Ausser ein paar Fischerbooten und einem geschlossenen Touristikbüro gab es am Stand nicht viel zu sehen, jedoch konnten wir auf dem Rückweg zum Auto beobachten, wie der Sand die Strasse hinauf geweht wurde, was im morgendlichen Gegenlicht faszinierend aussah.
Nachdem wir uns den Sand so gut wie möglich aus den Haaren geschüttelt hatten, gings weiter nach Klitmøller, einem kleinen Fischerdorf, welches auch «Cold Hawaii» genannt wird. Bei Surfern ist diese Location wegen der hohen Wellen sehr beliebt und wir wollten sehen, ob wir dort solch wagemutigen Kerle antreffen.
In Klitmøller angekommen, gab uns ein deutscher Surfer den Tipp, nach Hanstholms hochzufahren. «Wenn ihr richtig gute Surfer sehen wollt, müsst ihr dorthin. Der Wind hat heute gedreht und es werden 3 bis 4 m hohe Wellen erwartet.». Wir machten uns also auf den kurzen Weg nach Hanstholms und waren total begeistert… Ein Surfer-Bus neben dem anderen, Wohnmobile mit Surfbrettern auf dem Dach und zwischen den bis zu 3 m hohen Wellen tummelten sich zahlreiche Surfer und ein paar Kitesurfer. So viele Surfer auf einmal haben wir noch nie gesehen. Wir finden es ziemlich mutig, sich so in die Brandung zu stürzen!
Im Hafen von Hanstholms haben wir übrigens Mützen gekauft. Ja, tatsächlich… Wir haben in unseren Sommerferien Mützen gekauft. Ihr könnt uns jetzt auslachen, aber mit geschützten Ohren fühlt man sich inmitten von starken Windböen deutlich wohler und es hat den weiteren Vorteil, dass H.P. nicht mehr seiner Kappe nachrennen muss, wenn sie ihm wieder mal vom Kopf geweht wird. Ausserdem laufen die Einheimischen hier auch mit Mützen rum. Jedenfalls die Fischer.
Nach so viel Strand, Wind und Wellen wollten wir etwas ins Landesinnere fahren und zwar nach Højstrup. Dort wollten wir die Wikingergrabstätten besichtigen. Im Reiseführer tönte das sehr interessant. Auf der Karte hatten wir den Ort schnell ausgemacht… Auf der Strasse sah es dann aber etwas anders aus. Eigentlich hätten wir schon stutzig werden sollen, als wir die Ortschaft im Navi nicht gefunden haben. Wir haben dann eine Ortschaft früher eingegeben und waren voll überzeugt, dass wir dann automatisch nach Højstrup gelangen würden. Taten wir aber nicht. Wir fuhren ein paar Mal hin und her, wendeten, konsultierten Strassenkarte und Google Maps… Es half alles nichts. Im Reiseführer fanden wir diese blöden Grabstätten auch nicht wieder und schliesslich gaben wir es auf. «Weisch was, mir löhnd das und fahred direkt nach Bulbjerg».
Wir fuhren also gemütlich durch die schöne Dünenlandschaft, als einige Kilometer weiter ganz unverhofft – in hohem Gras kaum sichtbar – ein Schild auftauchte. Ich konnte nur den Anfang lesen… «Viking…» und riss einen Vollstopp. H.P. fragte völlig verdattert, was jetzt los sei. «Ich hab die Wikingergrabstätten gefunden!» – «Spinnsch? Sicher ned!» – «Doch, wer sucht, der findet.». Die Grabstätten waren übrigens genauso im hohen Gras versteckt, wie das Schild. Eigentlich haben wir nicht wirklich viel gesehen. Aber Hauptsache, man war da.
Den berühmten Vogelfelsen in Bulbjerg haben wir dann auf Anhieb gefunden. Die dazugehörenden Vögel allerdings nicht. Wundert uns aber nicht, wahrscheinlich ist die Brutzeit bereits vorbei. Aber der Felsen an sich war hübsch. Was uns aber den Atem geraubt hat, war die imposante Aussicht auf die Jammerbucht mit der wuchtig hereinkommende Flut. Wir können uns nicht erinnern, jemals solch beindruckende Wassermassen gesehen zu haben. Sicherheitshalber haben wir vor dem Betreten des Strandes unsere Gezeiten-App konsultiert und wussten deshalb, dass wir die Wellen im Auge behalten müssen. H.P. war dann trotzdem sehr erstaunt, wie schnell der Wasserpegel stieg. Wirklich eine beeindruckende Sache!
Der Campingplatz hier ist hübsch und sauber. Aber das WiFi funktioniert nur draussen in der Kälte. Zum Glück haben wir heute Mützen gekauft!
H.P. hat nach einer halben Stunde auch noch die Wolldecken aus dem Campingbus geholt. Danach haben wir eine weitere halbe Stunde im Nordwind gewartet, bis der Tagesrückblick auf YouTube raufgeladen war und wir diesen Beitrag veröffentlichen konnten. Nun haben wir uns ein Gläschen Rotwein wohl verdient. Prost!
Tagestotal 94 km
Für die, die es interessiert… Heute hatten wir den ganzen Tag bis Windstärke 8. Gemäss Wetterbericht soll der Wind aber wieder etwas nachlassen. Morgen soll es im Schnitt nur noch ca. 56 km/h geben. Unser Platzwart meinte heute, dass so starker Wind in dieser Jahreszeit auch für Dänemark eher selten sei. Seit ca. drei Wochen herrsche Herbst hier. Wir habens ja wieder mal voll getroffen 😉