Uns kann man keine paar Minuten alleine lassen. Um viertel nach acht fuhren wir los… 15 Minuten später steckten wir bereits im Sand fest und kamen weder vor noch zurück. Und das kam so… Von der Strasse aus hatten wir einen atemberaubenden Blick auf den Nissum Fjord und suchten eine Gelegenheit zum Anhalten, um dieses wunderschöne Motiv zu fotografieren. «Du, do häts grad en Parkplatz» – «Ou, super, do chame sogar no chli wiiter ufe fahre» – «Sehr guet, denn hämmer en super Blick uf de Fjord» – «Ich glaub, de Sand isch do echli weeeiiiich» – «Ohhh shit»
H.P. sagte gar nichts und mir ging durch den Kopf «mein Gott, bin ich blöd» und «das wird wohl länger dauern, bis wir jemanden finden, der uns dummen Touristen aus dem Schlammassel helfen kann. Just in diesem Moment fuhr ein Einheimischer auf den Sandplatz, erfasste unsere ausweglose Situation und half uns spontan, den Campingbus freizubekommen. Gemeinsam schaufelten wir den Sand unter den Rädern weg und nach wenigen Minuten hatte unser Campingbus wieder festen Untergrund unter den Rädern. Gottseidank hat sich dieser hilfsbereite Däne genau diesen Platz ausgesucht, um mit seinem Hund Gassi zu gehen.
Da wir gestern mit perfekter Planung nicht mehr gesehen haben als ohne, entschieden wir uns heute dafür, einfach mal nordwärts loszufahren und jeweils vor Ort zu schauen, was es zu schauen gibt. Das hat ganz gut geklappt. Wir fuhren also auf dem Bøvling Klit weiter zum Bovbjerg Fyr, dem bekannten roten Leuchtturm, welcher im Jahre 1877 erbaut wurde. Er steht auf dem höchsten Punkt der über 40 m hohen Lehmklippen Bovbjerg Klint. Es gibt dort einen steilen Abgang zum Strand hinunter, aber wegen den unberechenbaren und starken Windböen haben wir uns nicht getraut.
A propos Wind… Die heutigen Videoaufnahmen sind fast alle ziemlich verwackelt. Wir hatten nämlich den ganzen Tag Windstärke 7 mit Böen bis 70 km/h, was das Geradehalten des Camcorders etwas schwierig machte. Wir waren teilweise schon froh, dass wir uns selber gerade halten konnten und nicht von den Beinen geweht wurden. Langsam werden wir richtig wetterfest.
Gegen elf Uhr erreichten wir Langerhuse, wo wir uns durch die Dünen kämpften, um die beeindruckenden Wellen der anrollenden Flut und die Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg zu bestaunen. Ich habe herausgefunden, dass es bei so starkem Wind am besten geht, wenn man sich rückwärts zum Strand runter bewegt. So kann man nämlich vermeiden, dass man den ganzen Sand in die Augen bekommt. Man sieht natürlich nicht, wohin man läuft. Aber wenn man vorwärts geht sieht man auch nicht viel mehr, weil man die Augen geschlossen halten muss. Kommt irgendwie aufs Gleiche heraus.
Danach gings weiter mit der Fähre über den Thyborøn-Kanal und zum Leuchtturm Lodbjerg Fyr, welcher sich ganz im Süden des Nationalparks Thy befindet. Dieser Leuchtturm wurde 1883 erbaut und ist das ganze Jahr für Besucher geöffnet. Er bietet von seiner Plattform aus einen atemberaubenden Blick auf die Dünen und die umliegenden Heidelandschaften.
Weiter nordwärts haben wir in Stenbjerg einen praktisch unbevölkerten Campingplatz gefunden und hoffen darauf, dass der Wetterbericht nicht stimmt. Gemäss diesem soll es nämlich morgen noch mehr Wind geben. Wenn wir heute Nacht nicht mitsamt unserem Campingbus fortgeweht werden, hört ihr morgen wieder von uns…
Tagestotal 108 km