Planung ist das halbe Leben

Die Nacht war (für unsere Verhältnisse) ziemlich stürmisch. Unser Campingbus hat geschaukelt wie ein Boot in den Wellen. Wir sind dabei beinahe seekrank geworden. Geschlafen haben wir trotzdem wunderbar.

Den heutigen Tag hatten wir gestern Abend super durchgeplant. Wir hatten uns fünf Tagesziele rausgesucht (damit wir in den Ferien etwas Sinnvolles machen und nicht nur planlos in der Gegend rumkurven). Der Plan war also wie folgt:

  1. Nymindegab (schöne Aussicht & Seenotrettungsstation)
  2. Die Tipperhalbinsel (bekanntes Vogelreservat)
  3. Der Leuchtturm Nørre Lyngvig Fyr
  4. Ringkøbing (schöne Altstadt und Marktplatz)
  5. Houvic (da gibts alte Bunker zum Bestaunen)

Soweit der Plan. Bei Regen und Wind fuhren wir um halb neun Uhr los (mit programmiertem Navi selbstverständlich). Schon kurze Zeit später meldete unser Navi «Sie haben Ihr Ziel erreicht». Wir befanden uns aber mitten in der Pampa und es konnte irgendwie nicht sein, dass wir für 30 km keine 15 Minuten gebraucht hatten. Was stimmt hier nicht? «Du, do isch vorher öppis vo Militär und Panzer gstande» – Wir waren offensichtlich auf dem riesigen Truppenübungsgelände des dänischen Militärs gelandet. «Wer hed eigentlich das Navi programmiert?»

Tagesziel eins ging in die Hose, weil wir weder den Aussichtspunkt noch die Seerettungsstation gefunden haben. Das war uns in diesem Moment aber sowieso egal, weil es immer noch regnete und sehr ungemütlich war.

Optimistisch wie wir sind, machten wir uns deshalb auf den Weg zu Tagesziel zwei. Dieses Unterfangen war aber auch nicht von Erfolg gekrönt. Auf der Tipperhalbinsel wollten wir schauen, ob wir den einen oder anderen Vogel beobachten könnten. Nach einer endlosen Fahrt auf einer unbefestigten Strasse fanden wir schliesslich den ausgeschilderten Hochsitz. H.P. hat sich aber nicht rauf getraut. Und das war wohl auch vernünftig… Das Ding sah nämlich ziemlich morsch und marode aus. Ausser ein paar tieffliegenden Schwalben und einem vereinsamten Graureiher haben wir keine Vögel gesehen. So haben wir uns halt kurz die Füsse vertreten und ein paar Pflanzen fotografiert (eine grosse Raupe auch noch, aber die wurde unscharf).

Auf dem Weg zu Tagesziel drei (Leuchtturm) kamen wir nochmals bei Nymindegab vorbei und sahen einen Wegweiser Richtung Strand. Der nachfolgende kurze Spaziergang durch die Dünen hat sich gelohnt und wir haben beeindruckende Wellen bestaunen können.

Unterwegs zum Leuchtturm Nørre Lyngvig Fyr hatte Petrus mit uns Erbarmen und die Wolkendecke riss etwas auf. Man hätte die Möglichkeit, den Leuchtturm zu besteigen, worauf wir aber verzichtet haben.

Gegen 13 Uhr erreichten wir Ringkøbing. Auf dem Marktplatz steht eine Kirche, deren Turm so gebaut ist, dass er sich nach unten verjüngt. Deshalb hat man den Eindruck, dass der Turm schief ist. Sieht ganz ulkig aus. In einem kleinen Restaurant haben wir zu Mittag gegessen und anschliessend einen kurzen Spaziergang zum kleinen Hafen gemacht sowie ein paar Einkäufe getätigt. Tagesziel vier haben wir somit erreicht.

Bei Søndervic kam H.P. in den Sinn, dass es hier gemäss Reiseführer Sandskulpturen geben soll. Kaum hatte er mir das mitgeteilt, sahen wir sie auch schon von weitem. Diese Skulpturen werden anlässlich des Sandskulpturenfestivals von verschiedenen Künstlern geschaffen und sind sehr beeindruckend. 12’000 Tonnen westjütländischer Sand wurde hier «verarbeitet». Diese Sandskulpturen standen zwar nicht auf dem Plan, umso mehr freuten wir uns, dass wir sie besichtigen konnten.

Tagesziel fünf (die Bunker) haben wir verbockt. Wir konnten sie nicht finden. Auf der Suche nach diesen Bunkern sind wir bei Kryle einem Wegweiser zu einem Strand gefolgt, weil wir gedacht hatten, dass man vielleicht von den Dünen aus auf die Bunker hinunter sehen könnte. Konnte man nicht. Dafür hatten wir einen gewaltigen Ausblick auf den weitläufigen Nordseestrand. Auf den Dünen blies ein heftiger Wind und wenn noch eine Böe hinzukam, hatte man echt Mühe, sich auf den Beinen zu halten.

Am Nissum Fjord haben wir einen tollen Campingplatz gefunden (mit Strom und WiFi). Der Platzwart hier ist total freundlich und unkompliziert. Wir wurden sogar eingeladen, am Mittsommerfest teilzunehmen. Bei diesen Feierlichkeiten wird in einem grossen Feuer eine Strohhexe verbrannt. Das Feuer soll symbolisch die bösen Kräfte fernhalten. Wir sind sehr gespannt…

Tagestotal 138 km

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