Wir haben uns diesmal Zeit gelassen und die Anreise in die Normandie auf drei Tage verteilt…
Montag, 17. Juni 2019
Am Morgen machte ich mich total entspannt auf den Weg zu H.P., um mit ihm – nach einem gemütlichen Frühstück – in die Ferien zu starten. Bereits auf den ersten Kilometern dorthin war es mit der Entspannung allerdings auch schon wieder vorbei… Ich steckte in einem handfesten Stau. Nach zwei Unfällen auf der A1 war erstmal Geduld gefragt. Mit einer grösseren Verspätung trudelte ich dann doch noch bei H.P. ein. Wie üblich, wenn wir nach Frankreich fahren, gabs feine Croissants zum Frühstück.
Nachdem wir alles eingeladen und überprüft hatten, ob wir auch nichts vergessen hatten, gings um kurz vor 10 Uhr los.
Via Moulhouse fuhren wir nach Baume-les-Dames, wo wir eigentlich eine SIM Karte für unseren Router organisieren wollen. Blöd war jetzt nur, dass wir – wegen dem Stau am Morgen – genau um fünf nach zwölf Uhr in Baume-les-Dames ankamen, weshalb der zuvor rausgesuchte Laden natürlich geschlossen hatte. Wir verzehrten deshalb erstmal unsere Brote und fuhren danach weiter nach Besançon, wo es einen Free-Shop gibt. Anfangs war ich nicht begeistert, in die Stadt hineinzufahren. Nachdem wir aber einen Parkplatz in der Stadtmitte gefunden hatten und es sogar ohne fremde Hilfe geschafft hatten, einen Parkschein zu lösen, spazierten wir bei sonnigen 27 °C zum Place Pasteur, wo eine typisch französische Stimmung herrschte. Die SIM Karte haben wir an einem Automaten problemlos lösen können und zur Belohnung haben wir uns danach noch in ein Strassencafé gesetzt.
Bei weiterhin steigenden Temperaturen fuhren wir auf der Autobahn zügig weiter nach Ranchot. Bei der Planung hatte ich mir bereits einen kleinen Campingplatz ausgesucht, welcher auch H.P. zugesagte. So liessen wir uns also gegen halb vier Uhr auf dem «Camping de l’Île» nieder.



Wir richteten uns ein und machten einen Rundgang über den Platz. Mit einem pensionierten französischen Paar kamen wir ins Gespräch. Die beiden zeigten uns sogar ihr Wohnmobil, einen wunderschönen integrierten Pilote mit 7 m Länge. Das Interieur… zum Träumen! Die beiden machen es doch richtig.
Kaum zurück bei unserem Bus, begrüssten uns unsere neuen Nachbarn von nebenan, Susanne und Rüdiger aus Deutschland. Auch ihr Reisemobil durften wir besichtigen… Einen mega tollen VW LT mit Wohnmobilaufbau. Susanne meinte, er sei nicht der schnellste, aber auf jeden Fall sehr zuverlässig. Und wir finden: Ein klassisches und sehr schönes Wohnmobil! Nach dieser Besichtigung fanden wir, dass wir eigentlich noch kurz etwas zusammen trinken könnten. Das taten wir dann auch… Bis um Mitternacht! Es war ein mega toller Abend… Vielen Dank an die beiden.
Tagestotal 272 km
Dienstag, 18. Juni 2019
Wir haben etwas länger geschlafen als sonst und machten uns um halb zehn Uhr wieder auf den Weg Richtung Normandie. Bei Ranchot fuhren wir auf die A36 und danach weiter auf der A6. In der Nähe von Avallon machten wir auf einem Autobahnrastplatz eine kurze Pause. Dieser Platz verfügte sogar über ein kleines Schaukelpferd, welches H.P. natürlich gleich ausprobieren musste. Einfach ein grosser Kindskopf, dieser H.P.!

Bereits gegen 14 Uhr erreichten wir den Campingplatz «Les Courtines du Lido» in Veneux les Sablons. Dieser Platz ist recht gross und gut eingerichtet, zu dieser Jahreszeit aber noch halbleer. So konnten wir uns einen schönen Platz aussuchen.
Nachdem wir uns eingerichtet hatten, machten wir einen Spaziergang. Wir schlenderten zum Canal du Long, überquerten eine Fussgängerbrücke und bestaunten die Frachtkähne an der Seine. Nach diesem kurzen Ausflug markierten wir auf der Strassenkarte unsere Route, damit wir heute noch wissen, wo wir lang gefahren sind. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Chillen und Leute beobachten und freuten uns, dass wir so einen ruhigen Platz gefunden hatten.



Diese Freude war – zumindest aus Sicht von H.P. – dann allerdings nur von kurzer Dauer… Am frühen Abend bemerkten wir nämlich, dass sich in der Nähe eine Eisenbahnbrücke befindet, wo regelmässig endlos lange Güterzüge vorbeiratterten. Ausserdem machten die Lokführer ausgiebig Gebrauch von ihrem Signalhorn. Da ich im Bus in der unteren Etage schlafe, hat mich das nicht gross gestört. H.P. jedoch, welcher im Dachbett schläft, hatte eine eher unruhige Nacht.
Tagestotal 326 km
Mittwoch, 19. Juni 2019
Heute nun nahmen wir die dritte Etappe unserer Anfahrt unter die Räder. Um halb neun Uhr fuhren wir los. Wir umfuhren (fast erfolgreich!) das Verkehrschaos von Paris und gelangten nach einigen Verwirrungen auf die A13 Richtung Rouen.
Diese Passage war äusserst aufregend, was wir euch nicht vorenthalten möchten… Bei einem Autobahnkreuz hatte es verschiedene Spuren, eine davon war mit max. 2 m gekennzeichnet und danach sollte eine Péage-Zahlstelle folgen. 2 m sind für uns kein Problem, unser Herby ist 1.99 m. Dazu müssen wir noch sagen, dass wir bereits zuvor mehrere Zahlstellen mit 2 m problemlos passiert hatten. Nun kam also diese Zahlstelle. Uns war zu diesem Zeitpunkt nur aufgefallen, dass wir plötzlich nirgends mehr LKW’s sahen… komisch. Egal, denn umkehren hätten wir jetzt sowieso nicht mehr können. Also fuhren wir weiter. Dann kam ein Tunnel. Gross angeschrieben mit max. 2 m. Wir waren weit und breit der einzige Kastenwagen und haben einfach nur Blut geschwitzt. Der Tunnel war über 7 km lang und wir zogen die ganze Strecke die Köpfe ein (ich hab sogar ein paar Mal die Augen zugemacht) und erwarteten jede Sekunde dass es knallt und uns das Dach weggerissen wird oder noch schlimmer, dass wir gleich ganz stecken bleiben. 1 cm Spatzung ist doch ein bisschen sehr knapp. H.P. hatte am Schluss glaube ich beinahe keine Nerven mehr und war mehr als erleichtert, als wir endlich wieder Tageslicht erblickten (ich übrigens auch!). Unsere Erkenntnis: Diese Stecke ist wohl ausschliesslich für normale PKW’s gedacht.
Etwas Positives noch zu den Zahlstellen: Wir haben einen fest an der Frontscheibe montierten Badge von ATMB, mit welchem sich die Schranke jeweils automatisch öffnet. Die Abrechnung erfolgt monatlich über die Kreditkarte. Das funktioniert perfekt und vereinfacht das Bezahlen der Maut erheblich.
Als wenn wir heute nicht schon genug Abenteuer gehabt hätten, sorgte ich bei der Zufahrt zum Campingplatz für reichlich Adrenalin. Und das kam so… Es hat alles wunderbar geklappt, der Platz war noch wenige 100 m entfernt und wir sahen bereits die Hinweistafel. Blöderweise hatte es unterhalb dieser Tafel ein weiteres Schild: Deviation. Das ist nie gut! Wir folgten also dem Pfeil. Unser Navi hatte keine Freude. Wir liessen sie eine Weile lang zappeln, bis sie eine neue Route gefunden hatte (das klappt im Normalfall meistens ganz gut). Wir folgten also wieder dem Navi. Die Strassen wurden immer enger. Dann wurde aus der Strasse ein Feldweg. Und schliesslich hatte es links und rechts plötzlich nur noch Wasser. «Wo fahrsch du eigentlich dure?!?» – «Kei Ahnig, s’Navi seit, das isch scho richtig so»

Na ja.. Es war definitiv nicht richtig. Der erste Feldweg endete mit einem 1 m breiten Holzsteg für Fussgänger. Zum Wenden hatte es nicht genug Platz. Also im Rückwärtsgang den ganzen mit Schlaglöchern übersäten Weg zurück. Der nächste Versuch endete vor zwei grossen Felsblöcken. Zum Wenden hatte es nicht genug Platz. Also wieder im Rückwärtsgang den ganzen Weg zurück, diesmal allerdings mit der Hilfe von zwei sehr netten französischen Damen, die wegen uns sogar joggend einen Umweg gemacht haben, um uns die richtige Richtung zu zeigen. Die Richtung hätte wohl auch gestimmt, nur… Bei diesem dritten Versuch versperrte uns am Ende eine eiserne Abschrankung den Weg zurück in die Zivilisation. Zum Wenden hatte es auch hier – man staune – nicht genug Platz. Also zum dritten Mal alles wieder im Rückwärtsgang zurück. Nachdem wir dann irgendwann einen Platz zum Wenden gefunden hatten, fuhren wir die ganze Strecke wieder zurück, dahin wo wir hergekommen waren. Nur, wo dieser vermaledeite Campingplatz nun sein sollte, wussten wir immer noch nicht. Da nahte unsere Erlösung in Gestalt eines netten jungen Joggers, der uns mit dem richtigen Tipp aus der Patsche helfen konnte. Dafür bekam er von uns ein echtes Schweizer Schoggistängeli, was ihn sichtlich gefreut hat.
Nach dieser aufregenden Irrfahrt sind wir am Nachmittag nun wohlbehalten auf dem «Camping Risle-Seine» in Toutainville angekommen.
Die Anmeldung hat problemlos funktioniert und wir haben uns wohnlich eingerichtet. Kaum waren wir damit fertig, hats laut gedonnert und es folgte ein ausgiebiger Wolkenbruch. Das ist die Gelegenheit, den ersten Beitrag für unsere Reise zu schreiben, was wir jetzt auch gemacht haben.
Tagestotal 283 km
Die Anreise im Videorückblick:
Schön von Euch zu lesen. Wir sind uns im vergangenen Jahr in Kroatien begegnet. 😊😊
Hallo Bernd, ja klar, wir erinnern uns 😊 Herzliche Grüsse!
Ein spannender Reisebericht. Danke. Schon bei der Lektüre des Beschriebes der Durchfahrt mit dem Bus durch das 2m hohe Tunnel habe ich Blut geschwitzt …. Uffff.
Uebernachten und dabei Züge hören… ist doch super. Andere Leute suchen so etwas (ich beispielsweise).
Und der Jogger, der eigentlich joggen ging, um sein Schoggi-Bäuchlein abzubauen, kriegt ein Schoggistengeli … ich habe herzhaft gelacht. Eine Woche Training war Schall und Rauch 🙂
Ja, ja… Jgnaz, der Eisenbahnfan 🙂 danke für deinen humorvollen Kommentar, wir freuen uns jedes Mal sehr 🙂
supi – moni üebt sich im rückwärtsfahre!! :-))
bin froh , händers guet, han mer scho fäng bits sorge gmacht… HED NO NÜD Z’LÄSE GEH!! *lach* gnüsseds ihr zwei!
Ja, ja, lach du nur 🙂
Ich habe mich sehr gefreut, wieder etwas von euch zu hören! Die Reiseberichte sind sehr spannend und unterhaltsam 😃. Freue mich auf weitere tolle Berichte.
Weiterhin schöne und spannende Ferien wünscht euch
s‘Chäppi
Danke, Chäppi 😘