Der Donnerstag ging im selben Stil weiter, wie der Tag zuvor geendet hatte. Nämlich mit Suchen. Wir wollten ans Cap d’Agde, wo wir vor zwei Jahren schonmal waren. Da hat es einen herrlichen kleinen Sandstrand und eine hübsche Uferpromenade. Was soll ich sagen? Wir haben es nicht fertig gebracht, dieses idiotische Cap zu finden. Drei Mal kommt ein Wegweiser, dann wieder gar nichts mehr, dann kommt eine Sackgasse oder eine Einbahnstrasse, dann ist abbiegen verboten… Kurz gesagt, uns hat es mit Cap d’Agde – so schön es sein mag – abgelöscht.
Wir entschieden uns, zu diesem schönen und weitläufigen Strand auf dem Damm zwischen Agde und Sête zu fahren und schwimmen zu gehen. Den Strand haben wir problemlos gefunden, einen Parkplatz auch. Wir zogen also voller Vorfreude unsere Badesachen an und spazierten zum Strand. Und freuten uns darüber, dass er beinahe menschenleer war. Genau das, was wir gesucht hatten.
Wir steckten die Füsse ins Wasser und stellten fest, dass es verdammt kalt war. Und da auch noch heftiger Wind aufgekommen war, beschlossen wir enttäuscht, auf das Schwimmen zu verzichten und setzten uns stattdessen ein paar Minuten in den Sand. Wenigstens wussten wir jetzt, warum niemand am Strand war.
Wir kämpften uns – wie letztes Jahr schon – durch Sête, welches uns ehrlich gesagt überhaupt nicht gefällt. Weiter gings Richtung Grau-du-Roi. Dort fanden wir auf dem Camping «Bon Séjour» einen schattigen Platz halb im Schilf.
Da diese Gegend bekannt ist für seine Pferdezuchten und es viele Pferde-Ranches gibt, haben wir überlegt, ob wir endlich einmal auf einem Pferderücken den Strand entlang reiten sollen. Nachdem wir aber bei einem kurzen Spaziergang den Zustand dieser Pferde gesehen haben und realisierten, dass diese armen Tiere den ganzen Tag auf dem nackten Betonboden stundenlang herumstehen müssen, haben wir bewusst darauf verzichtet. So etwas wollen wir nicht auch noch unterstützen.
Am Abend konsultieren wir unseren Reiseführer und entdeckten nicht allzuweit entfernt die sogenannte Blaue Küste zwischen Carro und Marseille. Sie sei wunderschön und es fänden sich dort sogar noch ursprüngliche Fischerdörfchen mit Fischmarkt, menschenleere Sandstrände und so. «Du, das isch mega cool, det simmer nämlich no nie gsi. Ich gang grad go d’Detailcharte hole!» – «Du, wieso heds uf dere Charte uf dere Strecki e Markierig mit blauem Lüüchtstift?» – Wir waren im September letzten Jahres schon mal dort, hatten es aber offensichtlich vergessen.
Wir entschieden uns trotzdem, diesen Küstenabschnitt zu besuchen «Villicht simmer s’letscht Mal nur duregfahre und händ die schöne Sache ned gseh». Wenigstens hat an diesem Tag das Wetter mitgespielt und zwar mit Sonne satt und 30 Grad.
Tagestotal 107 km
Dann kam der Freitag, in welchen wir wirklich optimistisch starteten. Bevor wir weiterfuhren, wollten wir noch an den Strand von Grau-du-Roi. Wir fuhren also bis ganz nach vorne… Und dann war die Strasse fertig. Der einzige Zugang zum Strand war über einen abgesperrten Parkplatz, Eintritt 15 Euro. Man kann von dort aus nicht einmal sehen, wie es vorne überhaupt aussieht und soll 15 Euro bezahlen? Spinnen die? Wir haben gleich gewendet und sind weiter gefahren.
Das war übrigens nicht das erste Mal, dass wir uns in dieser Beziehung aufgeregt haben. Entweder ist alles verbaut oder es hat nur Parkplätze mit Höhenbegrenzung von 1.90 m oder sogar 1.80 m. Alles, was höher ist, hat gefälligst irgendwo vor der Ortschaft zu parkieren. Wie diese Leute zum Strand kommen? Deren Problem. Und dann gibt es noch die vielen Wohnmobil-Stellplätze, wo man mindestens für 24 Stunden bezahlen muss. Unser VW-Bus ist jetzt wirklich nicht der Allergrösste, aber selbst mit ihm war es teilweise schlicht unmöglich, einen Parkplatz zu finden.
Nun hiess es «abregen, der Tag ist noch jung, es kann nur besser werden». Wie geplant fuhren wir also Richtung Carro. Die Camargue haben wir diesmal mehr oder weniger umfahren, da wir bereits zwei Mal dort waren. Flamingos haben wir aus der Ferne ebenso gesehen wie ein paar wilde Pferde. Bei einem Sonnenblumenfeld haben wir dann einen kurzen Foto-/Videohalt gemacht und eine Pause eingelegt.
Um kurz vor zwölf Uhr kamen wir in Carro an und fanden sogar auf Anhieb einen Parkplatz. Da wir Hunger hatten, machten wir uns erstmal auf die Suche nach einem kleinen Restaurant. Wir wurden fündig, setzten uns an einen Tisch und eine freundliche Serviertochter mit nettem Lächeln brachte uns die Karte. Wir stellten erfreut fest, dass sie Crêpes im Angebot hatten, welche wir auch bestellten. In diesem Moment war es mit der Freundlichkeit der Serviertochter allerdings vorbei… «Vous ne mangez pas?!?» – Äähhh… Sind Crêpes jetzt zum Trinken? Haben wir etwas falsch verstanden? – Leicht angesäuert nahm sie uns das Besteck weg und debatierte irgendwas mit dem Chef, welcher uns einen bösen Blick zuwarf. Wir verstanden nicht, was wir falsch gemacht hatten. Nach einer Weile brachte sie uns anderes Besteck. Es war aus simplem Blech (für die Crêpes-Trinker wahrscheinlich). Als sie uns die Crêpes brachte, gab sie sich ganz fest Mühe und brachte ganz knapp ein sehr erzwungenes Lächeln zustande. Wir haben die Crêpes trotzdem genossen, aber Trinkgeld haben die nicht bekommen.
Nach dem Essen spazierten wir noch zum kleinen Hafen, wo etwas abseits zahlreiche Surfer den heftigen Wind ausnutzten und auf den Wellen ihre Kunststücke vollbrachten. Wagemutige Kerle!
Wir wollten uns unsere gute Laune immer noch nicht verderben lassen und fuhren nach Tamaris. Dort haben wir uns ebenfalls fürs Baden umgezogen und sind an den Strand runter gelaufen (nachdem es einmal mehr ein Drama war, diesen überhaupt zu finden). Kurz gesagt, wir hätten uns den Tenuwechsel sparen können, denn es war alles felsig und man konnte natürlich nicht baden. «Jetzt sind wir drei verdammte Wochen in Frankreich, waren an der Atlantik- und an der Mittelmeerküste und konnten genau einmal in diesem idiotischen Meer baden?!?» – Kurz gesagt, mir hat es zu diesem Zeitpunkt endgültig abgelöscht und wir haben dem Mittelmeer den Rücken gekehrt. Drei Mal waren wir am französischen Mittelmeer, drei Mal haben wir uns aufgeregt. Alles verbaut, Lunaparks en masse, Touristen-Klamauk… Wo ist das ursprüngliche Frankreich am Meer? Keine Ahnung, wir haben es auf jeden Fall nicht gefunden.
Über den Col du Pointu fuhren wir in die Haute-Provence, wo wir in Rustrel ein kleines Camping fanden, welches zu unserer Freude über einen kleinen Pool verfügte. Wir sind dann erstmal eine Runde geschwommen und so konnten sich die Gemüter wieder etwas abkühlen. Wir hatten sogar sehr nette Platznachbarn aus Belgien und einen schattigen Platz.
Kurz vor dem Zubettgehen hat dann aber H.P. nochmal für Aufregung gesorgt. Er hat nämlich wieder einmal etwas versteckt. Nicht mit Absicht natürlich. Jedenfalls haben wir den halben Herby auf den Kopf gestellt, um seinen Pyjama zu finden. Es wird nie langweilig!
Die Sonnenblumen und die Surfer im Video…
Tagestotal 245 km