Drama in drei Akten

Auf die Dusche mussten wir heute verzichten. Unsere Platzwartin hatte uns gestern Abend zwei Mal versprochen, uns die Jetons zu bringen. Sie war aber dauern wahnsinnig beschäftigt (vorwiegend im Liegestuhl), sodass sie uns vergessen hat. Heute Morgen mussten wir froh sein, dass wir überhaupt bezahlen konnten. Was solls, wir wollten sowieso zeitig los, um in Søbe die Fähre nach Fyn zu bekommen.

«Du, mir händ doch irgendwo en Fahrplan. De chönte mer grad luege, wänn die Fähri fahrt». Die Fähre fuhr. Und zwar genau drei Mal pro Tag… Morgens um 04.00 Uhr, um 10.15 Uhr und um 15.45 Uhr. Wenn man sich früher um solche Dinge kümmern würde, hätte man bedeutend weniger Probleme. Also war eine Lagebesprechung angesagt. Neuer Plan: Wir fahren zurück nach Marstal und nehmen dort die Fähre nach Fyn. «Das isch super, dänn chömmer go luege, ob mir die Fachwerkhüüser doch no gsehnd». Gesagt, getan, wir fuhren also quer über die Insel Ærø nach Marstal. Dort wollten wir uns am Hafen erstmal schlau machen und sehen, ob die Fähre wirklich fährt. Einen Fahrplan haben wir nirgend gefunden. Eine weitere Diskussion ging los… Besser hier warten oder doch lieber nach Aerokøbing zurückfahren? Der Fährhafen dort ist einiges grösser und die Chance, dort eine Fähre zum bekommen ebenso. Also das Ganze nochmal zurück, wir fahren nach Aerokøbing.

Um Viertel nach zehn Uhr kamen wir am Fährhafen an, schauten uns die Hinweistafeln an und gliederten uns brav in Reihe vier bei den Wohnmobilen ein. Ein paar Minuten später tauchte eine junge Dame auf und erklärte uns sehr freundlich, dass wir in der falschen Linie stehen. Alle Linien bis auf die Nummer eins sind für angekündigte Fahrzeuge. Dass man reservieren muss, hatten wir nicht gesehen. Also das Ganze wieder zurück und in Linie Nummer eins einspuren. Hinweis am Rande… Die nette Dame hat uns darauf hingewiesen, dass es keineswegs sicher sei, dass es für uns noch Platz hat. Es kämen immer zuerst die, welche reserviert hätten.

Eine weitere Diskussion ging los… «Du, wenn die Fähri ohni eus losfahrt, gahts eineinhalb Stund, bis die nöchscht chunnt.» – «Jo, und denn chömed au wieder zerscht die wo reserviert händ.» – «Jo». So langsam begann ich mir Gedanken zu machen, ob wir überhaupt je von dieser vermaledeiten Insel weg kämen.

Nun kam Bewegung in die Sache. Die Kolonnen rechts von uns schlossen auf und fuhren auf die Fähre. Nach einer gefühlten Ewigkeit setzten sich auch die Fahrzeuge in unserer Linie in Bewegung. Ein Fahrzeug nach dem anderen fuhr auf die Fähre und wir…? Genau bei uns hob der gelb gekleidete Lotse die Hand und stoppte unsere hoffnungsvolle Fahrt. Er sprach in sein Walkitalki und fuchtelte herum. Dann lief er davon. Dann kam er wieder. Und endlich machte er uns ein Zeichen, dass wir auffahren können. Meine Güte, war das ein Drama. Neben uns quetschte sich noch ein kleinerer PW, wir waren also die Zweitletzten. Aufatmen.

Um zwölf Uhr kamen wir bei Regen in Svendborg auf Fynen an. Dort wollten wir eigentlich (obwohl es bereits nass genug war) das Wasserschloss von Egeskov besichtigen. In Svendborg hielten wir uns also an die Wegweiser, um auf die Autobahn mit der Nummer neun zu kommen. «Du, gäll es git nur ei Nummere nüün, nöd dass ich jetzt i die falsch Richtig fahre?» – «Ja, ja, d‘Autobahn isch do fertig. Du chasch gar nöd falsch fahre». Was soll ich sagen? Wir sind falsch gefahren. Es gibt nämlich auch noch eine Landstrasse Richtung Westen (da, wo wir gestern hergekommen sind) und die hat auch die Nummer neun. Wieder neue Lagebesprechung. Wieder neuer Plan. Um das ganze Tamtam abzukürzen… Im Moment befinden wir uns auf der Fähre von Lolland nach Puttgarden auf Fehmarn. Das ist in Deutschland. Am besten einfach nicht fragen…

Tagestotal bis jetzt (völlig sinnlose) 120 km

Nachtrag: Um 16.45 Uhr kamen wir auf Fehmarn an. Nach einer Stunde haben wir einen Campingplatz gefunden. Begeistert waren wir nicht… Eingepfercht zwischen anderen Campern, ein riesen Remmidemmi rundherum aber wenigstens waren die sanitären Anlagen tiptop in Ordnung.

Tagestotal am Schluss 145 km

 

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