Die letzten Tage sind bis auf wenige Ausnahmen schnell erzählt. Wir fuhren hauptsächlich von Westen nach Osten.
Freitag, 5. Juli 2019
Der Freitag begann unspektakulär mit einem kurzen Besuch beim Phare d’Eckmühl, am kleinen Hafen von Penmarch.



Um an diesem Tag noch etwas Schönes zu sehen, fuhren wir zum Pointe de Penn Lann, auch mit Leuchtturm. Ausser einem kleinen rot-weiss angemalten Turm haben wir nichts gesehen. Wenn das der eingangs genannte Leuchtturm gewesen sein soll, dann war er für unseren Geschmack ziemlich mickrig und erst noch in privater Hand, so dass man ihn gar nicht besichtigen konnte. Der Strand hat zum Leuchtturm gepasst. Deshalb sind wir relativ schnell wieder weitergefahren.
Im park4night suchten wir uns den Campingplatz «Marie-Camping» in La Roche-Bernard aus. Die Rezessionen verhiessen einen äusserst ruhigen und idyllischen Platz am alten Hafen. Mag sein, dass dies in bestimmten Nächten so ist. Wir können jedenfalls nicht bestätigen, dass das ein ruhiges Camping ist. Die Details ersparen wir euch soweit. Nur soviel… Am Morgen hatten wir keinen Meter neben unserem Bus einen fetten Kackhaufen auf dem Platz.
Ausserdem ist es dort auch noch extrem gefährlich. Da wird man nämlich nicht mehr rausgelassen, wenn man aufs Klo geht. Der Fairness halber müssen wir zugeben, dass wir natürlich wieder einmal selber schuld waren. Bei unserer Ankunft war das Accueil noch geschlossen, weshalb wir keinen Code für die sanitären Anlagen hatten. Eine sehr nette französische Dame hat uns freundlicherweise die Türe (mit eben diesem Code) geöffnet. Nach dem Besuch der Toilette schritt ich völlig unbehelligt wieder nach draussen. H.P. wollte es mir eine Minute später gleichtun. Nur liess sich diese Türe jetzt nicht mehr öffnen. H.P. winkte und fuchtelte hinter der Glasscheibe und ich kringelte mich vor Lachen vor der Tür (Bemerkung von H.P.: «Das war gar nicht schön von dir!»). Ich erspähte eingangs erwähnte Dame und bat sie darum, meinen Papa aus seiner misslichen Lage zu befreien. Sie zierte sich zuerst ein bisschen und fragte mich, ob wir überhaupt Gäste des Campings seien. Derweil winkte H.P. immer noch hinter der verschlossenen Glastüre. Die Dame winkte verzückt zurück. Schlussendlich tippte sie den Code dann doch noch ein und entliess H.P. in die Freiheit. Ich glaube, sie hat sich in ihn verliebt.
Der Hafen allerdings ist wirklich schön. (Tagestotal Freitag: 222 km)

Samstag, 6. Juli 2019
Nach einer schlaflosen Nacht machten wir uns um halb zehn Uhr vom Acker. Und dann…? Dann wurde es ein richtig guter Tag!
Gegen halb zwölf entdeckten wir ein Hinweisschild für ein Museum. Im Vorbeifahren auf der Autobahn erhaschte ich nur etwas von Höhlen. Das wollten wir uns genauer ansehen und landeten beim «Musée du Village Troglodytique de Rochemenier», einem Museum über unterirdische Bauernhöfe. Zwei von vermutlich 40 solcher Höfe sind seit 1967 zur Besichtigung freigegeben. Es sind viele in den Kalksand gehauene Räume, ausgestattet mit zahlreichen Originalgegenständen, zu sehen. Alles ist liebevoll und mit Sorgfalt ausgestellt und es sind sogar noch Fotos von den letzten Bewohnern vorhanden. Wir waren jedenfalls total fasziniert. So etwas hatten wir noch nie zuvor gesehen.





Am Nachmittag fuhren wir bei bis zu 35 Grad und schönstem Sonnenschein weiter Richtung Osten und konnten wieder riesige Sonnenblumenfelder bestaunen. Gegen zwei Uhr machten wir auf einem Parkplatz am Waldrand einen Halt, um unsere obligate Chips-Fanta-Cola-Pause zu machen. Kaum waren wir ausgestiegen, fuhr ein weiteres Auto auf den Parkplatz. Ein Mann stieg aus und schaute permanent zu uns herüber. Nach einer Weile verschwand der Mann im Wald. Ich behielt ihn durch das Laubwerk im Blick und realisierte, dass er, nachdem er einen Bogen gelaufen war, direkt auf uns zukam. Unterdessen hatte er sein T-Shirt über seinen dicken Bauch hochgeschoben. Wir machten uns bereit, ins Auto zu springen und loszufahren. Er quatschte uns an und meinte auf Französisch, dass heute schönes Wetter sei. Ich verdächtigte ihn insgeheim, ein Exhibitionist (oder noch Schlimmeres) zu sein. Deshalb fuhren wir trotzdem schnell wieder vom Parkplatz. Vermutlich war er ganz harmlos und wollte nur ein bisschen Konversation betreiben. Wir machen das aber gewöhnlich lieber, wenn der Gesprächspartner richtig angezogen ist und ohne entblössten Bauch vor uns steht.
Als Campingplatz suchten wir uns das «Camping de la Torche» in Ligueil aus. So wie es beschrieben war, handelte es sich um ein Bauernhauscamping. Wir wussten zwar, dass wir vor drei Jahren in der Nähe dieser Stadt übernachtet hatten, der Name und die Fotos lösten bei uns aber keinerlei Erinnerung aus. Das änderte sich, als wir auf den Platz fuhren. Der Eingangsbereich und der kleine Pool kamen uns irgendwie bekannt vor. «Du, do simmer doch scho mal gsi. Muesch luege, wämmer jetzt um das Huus ume göhnd, staht det e riesigi alti Truurwide.». Und tatsächlich, da stand der eindrückliche Baum.
Der Eigentümer war ein anderer als letztes Mal. Chris hat zusammen mit seinem Vater vor zwei Jahren dieses Camping übernommen. Und er hat einiges verbessert. Der Sanitärbereich ist besonders erwähnenswert, da ist jetzt alles supermodern und technisch auf dem neusten Stand. Man duscht nun fast wie zu Hause und könnte gar nicht meinen, dass man sich auf einem Bauernhofcamping befindet. Auch gibt sich Chris die grösste Mühe, damit es einem wohl ist und an nichts fehlt. Wir waren total begeistert.


Am späteren Abend kam noch ein kurzes Gewitter auf, welches wir als willkommene Abkühlung genossen. Beim Einschlafen konnten wir den quackenden Fröschen vom nahen Bach lauschen. (Tagestotal 370 km)
Sonntag, 7. Juli 2019
Heute Morgen durften wir ein Petit déjeuner bei Chris geniessen. Beim Eingang zum Frühstücksraum befanden sich am Dachbalken mehrere Schwalbennester mit Jungen. Wir konnten beobachten, wie sie von den Eltern gefüttert wurden. Es hatte auch noch junge Kätzchen auf dem Hof, aber die waren zu scheu, um sich streicheln zu lassen.
Um neun Uhr fuhren wir bei Sonne und Wolken und 20 Grad wieder los.

Aus den geplanten 4 Stunden Fahrt wurden wegen einer gesperrten Strecke schlussendlich 7 Stunden. Die gesperrte Strasse musste einerseits grossräumig umfahren werden und andererseits hat das unser Navi nicht kapiert. Schlussendlich hatten wir es dann aber mit Hilfe der Strassenkarte bis nach Avallon geschafft, wo wir uns ein Camping Municipal mit guten Referenzen und Swimmingpool ausgesucht hatten. Da der Empfang dort aber äusserst herablassend war und wir für nur eine Übernachtung nicht wirklich willkommen waren, schauten wir uns nach einem anderen Camping um.

Auf einem nahegelegenen Bauernhof wurden wir fündig und fanden einen wunderbaren Platz und freuten uns trotz fehlendem Pool sehr. Wir freuten uns genau bis zu dem Zeitpunkt, als wir auf die Toilette wollten. Ja, wir sind auf einem Bauernhof. Aber auch auf Bauernhöfen gibt es Klos, die man bedenkenlos benutzen kann. Nachdem wir die sanitären Anlagen begutachtet hatten, zögerte ich den Gang zur Toilette noch 2.5 Stunden hinaus. Danach ergab ich mich meinem Schicksal. H.P. nimmts wie immer gelassen (schon klar, als Mann hat er’s ja auch ein kleines bisschen einfacher).
Nichtsdestotrotz ist dieser Platz sehr schön und ruhig. Wenn da nur nicht der verlotterte verlassene Wohnwagen gegenüber wäre. Wer unseren Reiseblog kennt, weiss, dass H.P. gerne mal diskutiert und sich immer die unmöglichsten Gedanken macht. Diesmal wurde gegrübelt, wie lange dieser Caravan wohl schon verlassen ist und warum er wohl verlassen wurde und überhaupt. Vielleicht ist da ja noch jemand drin?
«Wenn du so neugierig bisch, denn gang halt go luege». Und was macht H.P.? Geht los und klopft an die Türe des Wohnwagens. Natürlich hat niemand geöffnet. War ja klar, dass niemand da drin war. Und auch wenn darin eine Leiche gewesen wäre (wie von H.P. gemutmasst) hätte diese ihm die Türe wohl auch nicht geöffnet. Ich hätte mich ja kaputtgelacht, wenn da wirklich jemand an die Tür gegangen wäre! «Was hättsch jetzt gseit, wenn würkli öpper ufgmacht hätt?» – «Salü, ça vas?». Ich glaub das ja nicht, ich glaub, H.P. hätte eine kleinere Herzattacke gehabt…
Nun bereiten wir uns seelisch darauf vor, dass wir vor dem Zubettgehen nochmal auf Toilette müssen.
Tagestotal 370 km
Nachtrag
Wir haben doch noch einen Pool gefunden. Aus nachvollziehbaren Gründen haben wir aber auf ein Bad verzichtet…

Toller Bericht, wunderbare Fotos. Von troglodytischen Bauernhöfen hatte ich noch nie gehört. Total spannend. Darum habe ich den Begriff nachgeschlagen … Troglodyten sind Höhlenbewohner. Das seid Ihr mit Eurem Camper ja in gewisser HInsicht auch :-).
Gute Heimfahrt!
ja, wir fanden das auch sehr interessant 😊